Flussseeschwalbe (Sterna hirundo)

Die Rückkehr einer verschwundenen Art

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Brütende Flussseeschwalben drängen sich im Mai 2018 auf einem unserer Brutflöße auf dem Natursee Wullenstetten © B. Mayer

Die Seeschwalben sind eine Erfolgsgeschichte unserer LBV-Kreisgruppe. Mit der Hilfe von Brutflößen haben wir es geschafft, dass der Art seit 2002 bei uns wieder Lebensraum geboten wird. Die Flöße sind zwar nur ein müder Ersatz für die typische Wildflusslandschaft, in der die Flussseeschwalbe eigentlich heimisch ist – aber sie erfüllen ihren Zweck! Inzwischen gibt es schon mindestens zwei stillgelegte Baggerseen im Landkreis Neu-Ulm – in Wullenstetten und am Plessenteich – mit regelmäßigen Flussseschwalben-Bruten im zweistelligen Bereich!

Winterurlaub am Meer

Die Seeschwalben gehören – zusammen mit den Watvögeln und den Möwen – zur großen Ordnung der Regenpfeiferartigen. Gemeinsam sind allen Seeschwalben der gedrungene, schmale Körperbau, die schlanken, langen Flügel und die gewässergebundene Lebensweise.

 

Bei der Flussseeschwalbe heben sich vom weißen Körper die schwarze Kopfplatte und der rote Schnabel ab, die Flügel sind grau. Ihr Schwanz ist gegabelt. Von ihrer Schwesterart, der Küstenseeschwalbe (Sterna paradisea), unterscheidet sich die Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) nicht nur durch eine etwas geringere Größe, längere Beine und die dunkle Schnabelspitze, sondern auch durch ihren Lebensraum: Während sich Küstenseeschwalben nur ausnahmsweise einmal ins Binnenland verirren, besiedeln Flussseeschwalben (wie der Name schon sagt) zur Brutzeit Binnengewässer. Nur den Winter verbringen sie gerne am Meer: Ein großer Teil der europäischen Flussseeschwalben zieht jedes Jahr nach Abschluss des Brutgeschäfts an die westafrikanische Küste. Erst im Mai kommen sie dann wieder zu uns zurück, um zu brüten. Einen Großteil ihrer Nahrung machen kleine Fische aus, die erbeutet werden, indem sich die Seeschwalbe aus dem Flug heraus ins Wasser stürzt.

Wilde Flüsse? Fehlanzeige.

Der ursprüngliche Lebensraum der Flussseeschwalben sind Landschaften, wie es sie bei uns nicht mehr gibt: unverbaute Flüsse, die frei strömen und ihren Lauf verändern können und dabei ständig das mitgeführte Material umlagern; in solchen Flüssen bilden sich immer wieder temporäre Inseln, die nie lange genug Bestand haben, dass dichter Pflanzenbewuchs oder gar Bäume dort Fuß fassen könnten. Das waren einmal die Brutplätze der einst sehr häufigen Flussseeschwalben. Nachdem wir unsere Flüsse zu monotonen Kanälen oder Stauseeanreihungen umgebaut haben, die weder für Geschiebe noch für wandernde Fische durchlässig sind, drohte die Flussseeschwalbe in Bayern auszusterben. Auch im Landkreis Neu-Ulm gab es lange Zeit keine Flussseeschwalben-Bruten.

Floß-Seeschwalben

Deshalb haben LBV-Gruppen überall in Bayern (meist auf Seen) kiesbedeckte Flöße ausgebracht, die die gewuchsfreien Inselchen der Wildflusslandschaften ersetzen sollen. Im Jahr 2002 wurde von unserer Kreisgruppe das landkreisweit erste Brutfloß auf dem Wullenstettener Natursee installiert. Die Flussseeschwalben haben dieses Angebot sofort angenommen, und seitdem brüten Vertreter der Art wieder Jahr für Jahr bei uns. Von Wullenstetten aus wurde dann auch der vom GAU mit Brutflößen ausgestattete Plessenteich besiedelt.

 

Die ersten beiden noch recht kleinen Brutflöße wurden inzwischen durch zwei größere ersetzt, die nicht nur mehr Raum bieten, sondern in ihrer Gestaltung auch den Bedürfnissen der Zielart besser Rechnung tragen. So vergrößerte sich unsere Seeschwalbenkolonie am Natursee immer weiter; im Brutjahr 2018 waren es 35 Brutpaare – das ist etwa ein Zehntel der bayerischen Brutpopulation!

Erste Zwischenbilanz aus dem Jahr 2012 von Leo Jehle (pdf)

LBV-NU_Heft2012_11_Flussseeschwalben.pdf
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