Neue Schutzkategorie „Naturwald“ entlang der Iller

 

Das Forstministerium hat Anfang November 2022 insgesamt 516 ha Staatswald zwischen Neu-Ulm und Illertissen als Naturwald ausgewiesen. Die „Auwälder an der unteren Iller“ auf beiden Seiten des Flusses erstrecken sich mit mehreren Teilflächen über rund 10 km entlang der Städte Neu-Ulm, Vöhringen, Senden und Illertissen.

 

Insgesamt stehen im Freistaat nun rund 83.000 Hektar ökologisch besonders wertvolle Wälder unter dauerhaftem Schutz. Allgemeine Infos und Karten findet man unter
https://www.stmelf.bayern.de/wald/waldnaturschutz_biodiversitaet/naturwaelder-in-bayern/index.html

 

Ausschlaggebend für die Illerauen-Wälder dürfte neben dem erfolgreichen Volksbegehren „Rettet die Bienen“ die Tatsache gewesen sein, dass ein Teil des Walds hier großflächig stirbt. Schuld ist ein unscheinbarer Schlauchpilz, das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“. Dieses wurde vor einigen Jahrzehnten aus Ostasien eingeschleppt und befiel seitdem fast alle Eschen in Europa, auch die entlang der Iller. Hier hatte man in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts auf die Baumart Esche gesetzt und diese großflächig angepflanzt – bevor man den Pilz kannte. In den letzten Jahren konnte man dann sehen, wie die Bestände teilweise großflächig abstarben. Was optisch für Viele ein Trauerspiel ist, ist biologisch und ökologisch eine einmalige Chance. Denn ein erhöhter Totholzanteil ist in einem Naturwald durchaus erwünscht. Vor allem das stehende Totholz ist wichtiger Lebensraum für große und kleine Tiere, vom Bockkäfer bis zum Schwarzspecht. So schreibt das Forstministerium: „Die natürliche, ungestörte Entwicklung der Naturwälder bietet die Möglichkeit, der Natur bei diesem spannenden Weg ‚über die Schulter zu schauen‘.“

 

Die Auwaldbereiche westlich von Vöhringen sind bereits seit 1994 Naturschutzgebiet (NSG). Die nördlichen Teilflächen liegen im FFH-Gebiet „Untere Illerauen“ und umfassen auch Offenlandlebensräume der Auen. Dort ist der so genannte „Prozessschutz“, also das Nichtstun und die Natur selber machen lassen, gut aufgehoben. Nach Ansicht der LBV-Kreisgruppe müsste aber jetzt das FFH-Gebiet zumindest um das NSG und die Naturwälder im Süden erweitert werden.

 

 

Auch der Halsbandschnäpper wird vom Naturwald profitieren. Die LBV-Kreisgruppe hat diese stark gefährdete Vogelart in den vergangenen 20 Jahren durch zahlreiche Nistkästen unterstützt. So konnte ein Schwerpunktvorkommen in Süddeutschland erhalten werden. Ein Naturwald bietet gute Aussichten für die Spechte und dann auch den Halsbandschnäpper. Wir würden uns freuen, wenn wir die Kästen in nächster Zeit abhängen können.

 

 

Mit den Bayerischen Staatsforsten und dem Forstbetrieb Weißenhorn arbeitet die LBV-Kreisgruppe schon seit Jahrzehnten insbesondere im Vogelschutz konstruktiv zusammen. Wir danken den Förster/inne/n für dieses „Waldgeschenk“!